Arbeiten auf Mallorca: Hoteliers suchen jetzt Personal auch im Ausland

Die Hotelketten auf der Insel fahnden weiterhin nach Mitarbeitern. Nun kommen einige auf die Idee, neue Kollegen von weiter entfernt auf die Insel zu locken

Mitarbeiter der Hotelkette Universal Beach Hotels auf Mallorca. Vielleicht bekommen sie bald Kollegen aus dem Ausland.  | FOTO: UNIVERSAL BEACH HOTELS

Mitarbeiter der Hotelkette Universal Beach Hotels auf Mallorca. Vielleicht bekommen sie bald Kollegen aus dem Ausland. | FOTO: UNIVERSAL BEACH HOTELS / myriam b. moneo

Jetzt ist sie da, die Urlaubssaison auf Mallorca. Und die Hotels haben weiterhin ernsthafte Schwierigkeiten, freie Stellen zu besetzen. In den vergangenen Jahren kam üblicherweise ein bedeutender Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom spanischen Festland – die sogenannten Saisonkräfte. Doch für die Unternehmen wird es zunehmend schwieriger, die Angestellten aus den Vorjahren wieder auf die Insel zu locken. Schuld sind vor allem die hohen Lebenshaltungskosten auf der Insel und die Wohnungsnot. Viele Mitarbeiter finden schlicht keine bezahlbare Bleibe.

Deshalb schließen die Hoteliers auf der Insel inzwischen nicht mehr aus, auch im Ausland auf Jagd nach Saisonkräften zu gehen. Zwar gebe es einerseits 30.000 Arbeitslose auf den Balearen, andererseits fehlten Mitarbeiter in allen Bereichen, sagte die Vorsitzende der mallorquinischen Hoteliervereinigung FEHM, Maria Frontera. Sollten Arbeitskräfte aus dem Ausland geholt werden, solle das allerdings aus „einer uns ähnlichen Kultur“ geschehen, um die Integration im Unternehmen zu vereinfachen, hieß es aus Kreisen der Unternehmervereinigung Caeb. Auf lange Sicht scheine die Option, Fachkräfte aus dem Ausland auf die Insel zu locken, die einzige Lösung zu sein – auch angesichts der zunehmenden Alterung der einheimischen Bevölkerung.

Das sagen Hipotels, Rui und Barceló

Für den Vizepräsidenten der Kette Hipotels, Gabriel Abraham, könnten Arbeitskräfte aus dem Ausland eine kurzfristige Lösung sein. Er nennt als Beispiele die Rettungsschwimmer, von denen einige schon jetzt aus Peru und Ecuador nach Mallorca angeworben werden, oder auch die Landwirtschaft, wo Menschen aus Marokko oder Osteuropa arbeiten. Bei Hipotels versuche man, auf Mitarbeiter zurückzugreifen, die in der Nähe der Hotels wohnen. Allerdings habe sich zuletzt die Zahl der Krankschreibungen in kurzer Zeit verdoppelt, weshalb viele neue Mitarbeiter nötig seien.

Das Modell der "fijos discontinuos" ist vor allem im Tourismus-Sektor und Hotel- und Gaststättengewerbe beliebt.

Das Modell der "fijos discontinuos" ist vor allem im Tourismus-Sektor und Hotel- und Gaststättengewerbe beliebt. / Ramon

Bei der Kette Riu spricht man (noch) nicht von einer „dringenden Notwendigkeit“, Angestellte aus dem Ausland zu holen. Es sei aber auch kein abwegiger Plan. In jedem Fall müsste die FEHM die dazugehörige Kampagne auf die Beine stellen. Bei Barceló nennt man den Personalmangel die „größte Herausforderung“ der Branche, vor allem in Urlaubsdestinationen wie den Balearen. Viele Saisonkräfte hätten sich inzwischen andere Jobs gesucht, weil sie sich das Leben auf den Inseln nicht mehr leisten könnten. Man versuche nun, durch die Teilnahme an Jobmessen und dem Aufruf, Freunde und Verwandte zur Bewerbung bei Barceló zu animieren, neues Personal zu gewinnen. Auch Zimmer werden den Mitarbeitern zur Verfügung gestellt.

Mitarbeiter möglichst aus der Umgebung

Andere Unternehmen scheinen noch einen Schritt weiterzugehen: Kurz vor der Eröffnung des Luxushotels Four Seasons Formentor heißt es, dass der Besitzer Emin Capital ein komplettes Hotel im Norden der Insel angemietet hat, um dort die Mitarbeiter unterzubringen. Diese Information wurde bisher vom Betreiber aber nicht bestätigt.

Bei manchen Ketten versucht man derweil, auf andere Lösungen zu setzen. Bei Universal Beach Hotels etwa legt Geschäftsführer Yannik Erhart Wert auf langfristige Bindung der Angestellten an die Kette. Und sie sollen möglichst direkt aus der Nachbarschaft der Hotels kommen. Weniger als zehn Prozent der Belegschaft stamme von außerhalb von Mallorca.

Deutlich höher ist der Anteil bei Viva Hotels, wo zum Höhepunkt der Saison 1.200 Mitarbeiter benötigt werden, rund ein Fünftel davon vom spanischen Festland. Das sorge nun für Probleme, denn viele scheuten in diesem Jahr einen Insel-Einsatz und schauten sich eher nach Arbeit in ihrer Heimat um. Xavier Català von Viva Hotels fordert eine Hotelfachschule in Alcúdia, um mehr Arbeitskräfte direkt vor Ort auszubilden. Català sähe aber auch die Ankunft ausländischer Arbeitskräfte positiv. Dies wäre eine Win-win-Situation, denn ihnen käme ein Einsatz auf Mallorca „im Lebenslauf zugute“.

Carolina Quetglas von BQ Hoteles will zunächst auf spanische Arbeitskräfte setzen. „Wir müssen es schaffen, unsere Mitarbeiter aus den vergangenen Jahren zu behalten, so wie wir es auch mit den Urlaubern schaffen.“

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